Der zentrale Grenzwertsatz

Bislang haben wir die Gauß-Funktion nur für binomialverteilte Zufallsgrößen X benutzt. Ihre Anwendung ist jedoch viel weitreichender, wie folgendes Beispiel zeigt:

Sei X1 die Augenzahl beim Würfeln. Alle sechs Werte von X1 sind gleichwahrscheinlich, X1 ist also nicht binomialverteilt. Das Histogramm zeigt keine Ähnlichkeit mit der (nichtstandardisierten) Dichtefunktion φμσ (μ = 3,5; σ2 = 35/12):

W.verteilung der Augenzahl bei 1-mal würfeln | © C. Wolfseher

Nun würfeln wir zweimal und bilden die Summe X = X1 + X2 der beiden Augenzahlen. Wir vergleichen wieder das Histogramm von X mit dem Graphen von φμσ (μ = 7; σ2 = 35/6) und erkennen die Ausprägung einer glockenförmigen Gestalt:

W.verteilung der Augenzahl bei 2-mal würfeln | © C. Wolfseher
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Die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Augensumme X = X1 + X2 + X3 von drei Würfen lässt schon eine bessere Annäherung an die Gaußsche Glockenkurve erkennen, obwohl X keineswegs binomialverteilt ist:

W.verteilung der Augenzahl bei 3-mal würfeln | © C. Wolfseher

Offensichtlich wird die Näherung um so besser, je größer die Anzahl der Würfe ist (hier 4 Würfe):

W.verteilung der Augenzahl bei 4-mal würfeln | © C. Wolfseher

Die integrale Näherungsformel gilt tatsächlich nicht nur für binomialverteilte Zufallsgrößen, sondern für jede Zufallsgröße, die sich aus Summanden unabhängiger Zufallsgrößen zusammensetzt. Diese sensationelle Entdeckung ist die Aussage vom Zentralen Grenzwertsatz:

Ist die Zufallsgröße X = X1 + X2 + ... + Xn Summe von n unabhängigen Zufallsgrößen, und ist μ Erwartungswert von X und σ Standardabweichung von X, so gilt für große n:

P(X ≤ x) ≈ Φ[(x−μ)/σ]

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erstellt von C. Wolfseher